Taktik im langfristigen Leistungsaufbau
Der Erfolg im Curlingsport resultiert (gerade im Spitzensport) basierend auf technischen, physischen und mentalen/gruppendynamischen Leistungsfaktoren aus einer über viele Jahre entwickelten Spielkompetenz. Diese Kompetenz setzt sich aus folgenden zentralen Bestandteilen zusammen:
- Shotmaking (SM)– Fähigkeit (Spieler*in/Team) den Stein entsprechend der jeweiligen Aufgabenstellung mit einer Erfolgsquote von maximal 100% ins Ziel zu führen (Erfolgsquoten: 0 – 25 – 50 – 75 – 100%).
- Strategie (St)– Fähigkeit (Spieler*in/Team) die jeweilige Spiel- und Wettkampfsituation so zu erfassen, dass die Aufgabenstellung aufgrund einer richtigen taktischen Entscheidung und einem erfolgreichen Shotmaking gelöst wird, damit hierdurch der Gegner in eine oder mehrere, herausfordernde Situation/-en gedrängt wird.
Allgemeine Einordnung / Anforderung der Curling spezifischen taktischen Fähigkeiten:
Taktische Entscheidungen, welcher Spielzug in einer bestimmten Situation erfolgversprechend ist, sind zunächst singuläre Entscheidungen zwischen möglichen Spieloptionen. Sie bilden einen wichtigen Bestandteil der komplexen Spielkompetenz im Curling. Diese umfasst den gesamten Entscheidungsprozess, den ein Team vor, während und nach dem Spiel durchläuft. Hierin enthalten sind die gemeinsamen Ziele, die strategische Grundausrichtung, der Spielstil, die Auswahl der favorisierten Spielzüge und Kombinationen sowie die Evaluierung des Spiels/Wettkampfs.
Auch wenn der Skip als Kopf der Mannschaft, als Denker und Lenker Entscheidungen fällt, sollte das gesamte Team zu jeder Zeit über die strategische Grundausrichtung, das Endziel und das taktische Vorgehen Bescheid wissen. Jeder / jede Spieler*in muss erkennen, welche Faktoren für die jeweilige Entscheidung eine Rolle spielen. Nicht nur der Score oder der Vorteil des letzten Steins haben Einfluss auf die taktische Entscheidung, sondern auch die Stärken und Schwächen des jeweiligen Gegners, die der eigenen Mannschaft, der Zeitpunkt innerhalb eines Ends und die gegebenen Eisverhältnisse.
Einem/-r Athleten*in die richtige Strategie und Taktik zu lehren, ist eine anspruchsvolle Aufgabe für jeden Trainer. Abgesehen von häufig eintretenden Standardsituationen, lassen besondere Spielsituationen meist eine Auswahl von unterschiedlichen Optionen zu. Ein „Patentrezept“ ist deshalb schwer zu vermitteln. Ein erfolgversprechendes Spielverständnis resultiert letztendlich aus einem breiten theoretischen Grundwissen und aus jeder Menge Spielerfahrung (vgl. Kapp, 2006).
Für den erfolgreichen Spielzug, das erfolgreiche Spiel und schließlich den erfolgreichen Wettkampf ist letztlich das erfolgreiche Shotmaking erforderlich. Die Fähigkeit, den Stein entsprechend der jeweiligen Aufgabenstellung erfolgreich ins Ziel zu führen, ist das Produkt einer richtigen Einschätzung der Eisbedingungen (Länge und Curl), das Wissen um das Laufverhalten der einzelnen Steine (StoneMatching) sowie deren Auftreffverhalten (Angles), einer guten Technik (Sliding Delivery & Sweeping) und einer richtigen Kommunikation (Sweeping-Calls & Sweeping-Moves).
Für beide zentrale Bausteine der Spielkompetenz (Taktik) werden nachfolgend die
- übergeordneten Zielsetzungen
- Merkmale der Spielkompetenz
- Alters-/leistungsgerecht leistungsbestimmenden Merkmale
festgelegt.
1. Shotmaking (SM) – Fähigkeit Spielstein mit hoher Erfolgsquote ins Ziel zu führen
- Der Stein soll (möglichst) mit einer Erfolgsquote von 100% in das anvisierte Ziel geführt werden.
- Die Auswahl des zu spielenden Steins (Shot) muss hierfür realistisch im Hinblick auf die Fähigkeiten des/der Spielers*in, den Eisbedingungen und gegebenenfalls auch des Lauf- und Auftreffverhaltens des Steins richtig getroffen werden.
- Eine klare, gut abgestimmte Kommunikation erhöht die Wahrscheinlichkeit den Stein erfolgreich in das Ziel zu führen um ein Vielfaches.
2. Strategie (St) – Fähigkeit die jeweilige Spiel- und Wettkampfsituation aufgrund einer taktischen Entscheidung erfolgreich zu lösen
Übergeordnete Zielsetzungen der Strategie (St):
- Die Aufgabenstellung der jeweiligen Spiel- und Wettkampfsituation muss zunächst eindeutig erfasst werden, um in der Folge eine folgerichtige taktische Entscheidung treffen zu können
- Die taktische Entscheidung hat auf Grundlage von objektiven Parametern zu erfolgen: offensiv/defensiv; mit/ohne letztem Stein; End-/Game-Plan; Eisbedingungen; StoneMatching; Angles; Stärken/Schwächen des Teams/Gegners; Score; risk vs reward; o.ä.
- Die Konsequenz der taktischen Entscheidung muss bereits vorab in den Entscheidungsprozess mit einbezogen werden: SM erfolgreich/teilweise erfolgreich/nicht erfolgreich; Reaktion/Folgestein(e) des Gegners; eigene Folgesteine