Ziele des Rahmentrainingsplans 2.0 im Curling
Der vorliegende Rahmentrainingsplan (RTP) des Deutschen Curling Verbands (DCV) orientiert sich an aktuellen sportwissenschaftlichen Erkenntnissen und internationalen Entwicklungen im Curlingsport.
Der Deutsche Curling-Verband ist sich seiner Verantwortung bewusst, einen Teil zum erfolgreichen Abschneiden des Team Deutschland bei den Weltmeisterschaften und Olympischen Winterspielen beizutragen. Mit der hier vorliegenden und fortgeschriebenen Rahmentrainingskonzeption 2.0. fasst der DCV seine bisher erworbenen praktischen und theoretischen Erkenntnisse in seiner Leistungssteuerung zusammen. Er wird seiner Rahmenrichtlinienkompetenz dadurch gerecht, indem er in einem hochkomplexen Steuerungsprozess allen Beteiligten einen strukturellen und inhaltlichen Orientierungsrahmen gibt, wie der lange Weg vom Grundlagentraining bis zum Hochleistungstraining im Curling gestaltet werden soll.
Training und Wettkampf im leistungsorientierten Curling haben sich in den letzten Jahren durch die immer größer werdende internationale Konkurrenz, insbesondere auch aus dem asiatischen Raum, sehr gesteigert. Vorbei sind die Zeiten indem bei internationalen Großereignissen wie Europa- und Weltmeisterschaften sowie Olympischen Spielen, Teams an den Start gehen, weil sie schon immer in dieser Zusammensetzung gespielt haben und nach dem Motto verfuhren „5 Freunde müsst ihr sein“. Curling ist ein Mannschaftssportspiel, hochdynamisch und sehr Komplex in seiner Spielstrategie. Im Gegensatz zu den konditionell determinierten Sportarten ist die Vielzahl von Variationen der Grundbewegung und Strategie immanent. Die hohe Anzahl an Entscheidungsfindung ist unter anderem ein wesentliches Merkmal der Sportart Curling und somit auch erfolgsbestimmend. Immer aufwendiger und hochkomplex sind die Entwicklungsverläufe von Curlern sowie deren Leistungssteuerung und Förderung. Nur ein zielgerichteter, ganzheitlicher und planvoll begleiteter Wechsel zwischen Wettkampf und Training, in kurz-, mittel und langfristiger Hinsicht, schafft die Voraussetzung zukünftiger internationaler Spitzenerfolge.
Hierbei stellt sich insbesondere in den jungen Jahren eine besondere Herausforderung, da neben dem Aufbau einer umfassenden Spielkompetenz mit den voraussetzenden und den zu entwickelnden Fertig- und Fähigkeiten, auch die Schul- und Berufsausbildung mit in Einklang gebracht werden muss. Geleitet wird die vorliegende Rahmentrainingskonzeption von der Überzeugung, dass Talentsuche und -auswahl nicht von momentaner Leistungsauffälligkeit geprägt sein darf, sondern dass durchaus sehr unterschiedliche Wege bis in die Weltspitze hinein möglich sind und unterstützt werden müssen. Trotz aller Individualität muss aber dennoch von Beginn an eine systematische Struktur vorhanden sein, in der die effektive Leistungssteuerung weit über den originären Coachingbegriff hinausgeht. Der langfristige Leistungsaufbau vom Anfänger bis zum Hochleistungscurler ist ein hochkomplexer Entwicklungsprozess der im Idealfall von einer permanenten gesamtmannschaftlichen aber auch individuellen Steuerung und Regelung mit abgestimmten Maßnahmen begleitet wird.
Die Erfolgsziele des DCV differenzieren sich nach Hochleistungsbereich und Nachwuchsleistungssport.
Hochleistungsbereich:
- Mindestens eine Medaille bei den Olympischen Spielen
- Konstante Top 8 Platzierungen bei Weltmeisterschaften
- Konstante Top 5 Platzierungen bei Europameisterschaften
Nachwuchsleistungsbereich:
- Konstante Top 6 Platzierungen bei den A-Juniorenweltmeisterschaften
Im RTK des DCV werden altersgemäße Ausbildungsziele und Orientierungswerte für einen erfolgreichen langfristigen Leistungsaufbau von Curling-Talenten definiert. Daraus sind Trainingsziele, -inhalte, -mittel und -methoden abgeleitet. Kinder und Jugendliche sollen mit Hilfe der RTK auf Bundes-, Landes- und Vereinsebene inhaltlich und belastungsmethodisch systematisch auf die Anforderungen des Hochleistungssports vorbereitet werden.
Wichtige sportwissenschaftliche Trainingsprinzipien wie die Prinzipien
- der Altersgerechtigkeit,
- der Individualität,
- des wirksamen Belastungsreizes,
- der Variation,
- der progressiven Belastungssteigerung,
- der Wiederholung und Kontinuität,
- der Relation von Belastung und Erholung
- sowie der Periodisierung
sollen in allen Ausbildungsetappen Anwendung finden.
Das nationale Wettkampfsystem, das Fördersystem und die Kaderkriterien orientieren sich zukünftig an der RTK und insbesondere an den jeweiligen Zielen der einzelnen Ausbildungsetappen.
Die RTK dient allen im Leistungssport tätigen Akteuren als gemeinsame Handlungsgrundlage. Die Trainer sollen durch eine zielgerichtete Trainings- und Turniersteuerung entlang der Entwicklungsstufen die Kompetenz zur Selbststeuerung des Trainingsprozesses eines Leistungscurlers entwickeln. Diese Kompetenz wird im Hochleistungsbereich, insbesondere auf den Turnieren der World-Curling-Tour, zunehmend notwendig und damit leistungsdifferenzierend. Im langfristigen Leistungsaufbau kommt beim Curling der Entwicklung zur Anpassungsfähigkeit eine große Bedeutung zu. Im Hochleistungsbereich müssen druckstabile und variable Techniken vorausgesetzt werden. Die Fähigkeit auf wechselnde Bedingungen wie Eisqualität oder verschiedene Spielsituationen während eines Spiels mit einer exakten und erfolgversprechenden Lösung zu beantworten, ist ebenso in einem hohen Maß erfolgsbestimmend. Die Turniere im Nachwuchsbereich sind als Überprüfungselemente zu betrachten, ob die jungen Curler*innen ihre jeweiligen Entwicklungsziele erreichen oder erreicht haben.